Der Odernheimer Johann Philipp Geib, Tüncher aus Odernheim nahm als Fremdenlegionär auf französischer Seite am italienischen Feldzug Napoleons teil. Er Wanderte nach Brasilien aus.
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Das Leben der deutschen Einwanderer in Südbrasilien
Der folgende Artikel wurde von einem Nachfahre Johann Philipp Geib verfasst und bei einem Besuch hier in Odernheim Hr. Hans Lahm zu Verfügung gestellt.
Um 1824, am Anfang der deutschen Einwanderung in Brasilien, wurde den Siedlern zum Teil die Reise bezahlt und bei der Ankunft bekamen sie zwischen 50 und 75 Hektar Land, etwas Werkzeug , einige Lebensmittel und sie wurden in einem Gebäude in Säo Leopoldo, am Sinos Fluss untergebracht bis ihr Eigentum vermessen war. Das heißt aber nicht, dass dieser Anfang leicht war. Die ersten Einwanderer kamen in ein fremdes Land, fast ganz von Wald bedeckt, es gab fast nichts zu kaufen, die Einheimischen lebten fast ausschließlich von Dörrfleisch oder Jagd, schwarzen Bohnen und Maniokmehl. Es gab selten Hühner und Eier oder Schweine. Brot kannten die meisten Brasilianer überhaupt nicht. Weizen war selten, Roggen noch seltener. Schnell lernten die eingewanderten Hausfrauen Brot aus der gekochten Maniokwurzel und Maismehl zu backen. Dazu kam das Problem der Verständigung , da keiner die Sprache des anderen sprach.
Alles war noch zu machen, Wald hauen, Straße (Pikaden) , Häuser, Kirche, Schule bauen. Es gab keinen Pfarrer, keinen Lehrer, keinen Arzt. Fremd war das Klima, die Jahreszeiten waren vertauscht: Weihnachten im Hochsommer, wer hätte so etwas je gedacht ! Es gab keine Kirschen, Birnen oder Äpfel, die Bäume und Tiere im Wald, die Insekten und Vögel, die Krankheiten und Heilkräuter, alles war unbekannt. Auch die anderen Einwanderer waren fremd, die aus anderen deutschen Regionen kamen, sie sprachen einen anderen Dialekt.
1872 fing die Auswanderung der Familie Geib au Odernheim am Glan an. Als erster zog Ludwig Geib mit seiner Ehefrau Elisabetha , geb. Bischoff, und zwei Kindern, Amalie Wilhelmine und Ludwig Philipp, nach Süd Brasilien. Ludwig Philipp hatte in der neuen Heimat 15 Kinder, so ist seine Nachkommen Zahl heute ziemlich groß. Ein Jahr später folgte die Schwester Ludwigs , Katharina und ihr Sohn Ludwig Hoffman. Kurz darauf, 1875 beschloss der Vater, Philipp Peter Geib, trotz seines Alters von 69 Jahren, mit Ehefrau Katharina (Hofmann aus Lauschied) und den Töchtern Margaretha , Maria und Susanna ebenfalls auszuwandern . In Deutschland blieben nur drei seiner Kinder zurück: Die verheiratete Elisabeth in Stahlberg, Louisa in Alten-Buseck bei Gießen und Sohn Philipp in Odernheim.
Es hatte sich da schon vieles geändert . Sie mussten die Reise selbst bezahlen und bekamen auch kein Land mehr geschenkt. In den ersten Siedlungsgebieten gab es kein Land mehr zu kaufen, viele Einwandererfamilien suchten schon weiter im Inland von Rio Grande do Sul, geeignete Lagen, um neue Siedlungen zu gründen . Oft war das Land, nach fünfzigjährigem Anbau ohne irgendeiner Maßnahme in Hinsicht auf Bodenerhaltung , total verarmt.
Aber es gab schon Gemeinden mit einem geregelten Leben, es gab hilfsbereite Nachbarn. Die meisten Menschen im Siedlungsgebiet sprachen Deutsch, sie konnten den Neuankömmlingen guten Rat geben, von ihnen konnte man auch das Vieh bekommen um den eigenen Hof zu bevölkern. Leicht war es trotzdem immer noch nicht.
1883 folgten zwei Söhne von Philipp den Großeltern nach Südamerika: Johann Philipp und Johann Peter Geib. Die Brüder wurden sehr aktiv in den Gemeinden in welchen sie lebten .
Johann Philipp Geib wurde , wie viele andere Einwanderer, die gut lesen und schreiben konnten, kurz nach seiner Ankunft zum Lehrer gemacht. Das war einerseits für den jungen Einwanderer ein Vorteil, die Eltern der Gemeinde , welche eine Schule für ihre Kinder wünschten , bauten meistens neben dem Schulgebäude eine Lehrerwohnung und bezahlten das Gehalt mit Lebensmitteln . Hatte der Lehrer aber nun selbst Frau und Kinder, so mussten diese oft hart in der Landwirtschaft mitarbeiten um den Unterhalt zu sichern. Der Lehrer selbst hatte selten Zeit dafür, da er gleichzeitig Chorleiter, Gemeindeschreiber, Ersatzpfarrer sein musste. Er half auch in Krankheitsfällen , da Ärzte damals in der Kolonie selten waren . Johann Philipp arbeitete als Lehrer in verschiedenen Gemeindeschulen. Er starb mit 88 Jahren in Teutonia , Rio Grande do Sul, und wurde in Born Retiro beerdigt.
Die eingewanderten Mitglieder der Familie Geib sind oft umzogen. Sie hatten wohl nicht genug Kapital um sich eine gute Kolonie (ca.25 Hektar) Land zu kaufen. Sie fingen alle erst im alten Siedlungsgebiet an den Flüssen Sinos und Gai an und gingen dann weiter in ·das Taquarithal. Johann Peter lebte anfangs in Brochier, RS, zog sogar schon 1913, dreißig Jahre nach seiner Ankunft , mit seiner Familie in den Urwald von Santa Catarina, an einem Nebenfluss des Uruguaiflusses, wo sie wieder von vorn anfangen mussten. Dort war er mit einigen Freunden, für die Gründung der Neusiedlungen Piratuba und lpira zuständig .
Johann Philipp hatte in Brasilien 10 Kinder, Johann Peter hatte 8 Kinder. Auch diese Kinder suchten neues, billigeres, fruchtbares Land, weit von dem Ort in dem sie aufgewachsen waren, zum Teil in neuen Siedlungsgebieten im Norden von Rio Gande do Sul, im Nachbarland Santa Catarina und in Mato Grosso .
Die Nachfahren der Brüder leben heute über fast alle Bundesländer Brasiliens verteilt.
Die Entfernungen in Brasilien sind sehr groß, desto trotz, besuchten sich die Verwandten noch regelmäßig, auch wenn sie dafür ungefähr 100 km zu Pferd zurücklegen mussten. Leider verlor sich dieser Kontakt allmählich , hauptsächlich als allen, die Deutsch sprachen, große Schwierigkeiten und Restriktionen auferlegt wurden , erst wegen einer Nationalisierungsaktion und später auf Grund des zweiten Weltkrieges. Da wurde es gefährlich, für alle die nicht gut Portugiesisch sprachen , zu reisen, Bücher zu besitzen, Radio zu hören. Da die Deutschen Siedlungen fast immer ziemlich einheitlich und von den Einheimischen abgeschieden gewesen waren , außerdem nie brasilianische Lehrer bekommen hatten, immer selbst ihre Schulen gegründet und unterhalten hatten, hatten sehr wenige der Einwanderer und ihrer Nachkommen die Landessprache gelernt. So wurde der Krieg auch für sie eine schwere Zeit.
Heute sprechen noch viele Nachkommen der Familie Geib und die anderen Pfälzer Einwanderer den Dialekt ihrer Vorfahren . Natürlich etwas veraltet und verändert, weil alle Worte , die Sachen bezeichnen, die es noch nicht gab als die Familie aus Europa auswanderte , meistens „verdeutschte" portugiesische Ausdrücke sind.
Einige Jahre nach den Mitgliedern der Familie Geib aus Odernheim am Glan, kamen nochmals Auswanderer mit dem Namen Geib aus Rathskirchen und Rudolfskirchen nach Brasilien.
Die Familie Geib in Brasilien ist dadurch sehr groß geworden. Seit einigen Jahren gibt es jedes zweite Jahr ein Familientreffen.
Walter Werner Biehl, ein Enkel von Johann Willibald, der wiederum ein Sohn des Odernheimer Auswanderers Johann Phillipp Geib war, besucht nun die Gegend seiner Vorfahren .
Es wird wird auch Familienforschung gemacht und Verwandte von Philipp Peter Geib und Katharina Hofmann und in Deutschland gesucht. Besonders gesucht werden die Nachkommen von : Philipp II. Geib und Magdalena Seihs, der Zwillinge Christina und Maria*1872 und von Catharina * 1878 .
Informationen in Deutsch an: hemalu1206@gmx.
Quelle:
Privatarchiv Hans Lahm